Instinktiv zieht man die Füße hoch, wenn im Sommer im flachen Wasser wieder etwas an den Beinen kitzelt… Seegras weckt in vielen von uns ein mulmiges Gefühl… denn wir wissen nie, was sich darin so alles verbirgt. Krebse, Fische und allerlei Meeresgetier, auf das wir sicher nicht mit nackten Füssen treten wollen. Doch wie wichtig Seegraswiesen tatsächlich für die Meere sind, dass ist den meisten von uns gar nicht bewusst.


Denn sie bieten nicht nur einer Vielzahl von Meereslebewesen Schutz, sind Brutstätte und Jagdrevier zugleich…sie können vor allem eine wichtige Sache, auf die auch die Wissenschaft im Zuge des Klimawandels aufmerksam geworden ist: CO2 speichern!
Seegräser entnehmen dem Meer Kohlendioxid, dessen Kohlenstoff Sie in ihren Wurzeln binden und so dem Treibhauseffekt entgegen wirken. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich mittlerweile viele Projekte mit dem Schutz und der Wiederherstellung dieser wichtigen marinen Ökosysteme befassen. Eine weitere Superkraft der Seegraswiesen ist die Verbesserung der Wasserqualität. Durch Ihre Filterfunktion verringern sie z.B. die Konzentration gesundheitsschädlicher Bakterien und schützen so auch uns Menschen.
Und bei genauerer Betrachtung stellt man fest: Seegras ist tatsächlich ein Verwandter unserer heimischen Landpflanzen, wie z.B. der Wiesengräser. Es betreibt Photosynthese, weshalb es nur in flachen klaren Gewässern überleben kann. Für den notwendigen Wasser- und Gasaustausch sorgt eine dünne Membran, die die Blatthalme umgibt. Mit seinen Wurzeln sorgt das Seegras zudem für mehr Stabilität im sandigen Untergrund.

Leider sind jedoch in den vergangenen Jahren auch die weltweiten Vorkommen an Seegraswiesen stark zurückgegangen, so dass Forscher nun nach Lösungen suchen, wie diese wieder angesiedelt werden können. Auch die Züchtung robusterer klimaresistenterer Arten ist bereits Teil ihrer Arbeit. Und nicht nur der Klimawandel macht es den Pflanzen schwer. Vor allem Algenblüten, die durch den übermäßigen Eintrag von Nährstoffen ins Meer entstehen, z.B. durch die Landwirtschaft, lassen die lichtabhängigen Seegräser eingehen. Hinzu kommen weitere Stressfaktoren wie Küstenbebauung oder Fischerei. Um zukünftig eine Neuansiedlung von Seegraswiesen zu ermöglichen, müssen wir zunächst einmal die Grundvoraussetzungen für Ihr Überleben wiederherstellen. Namenhafte Wissenschaftsinstitute haben sich hierzu in dem Projekt SeaStore zusammengetan, um mit vereinten Kräften nach Wegen zu suchen, Seegraswiesen wieder ansiedeln zu können. Was ihnen vielleicht bald in der Ostsee gelingt, kann ein massgebliches Beispiel sein für viele weitere Regionen auf der ganzen Welt.
Eins ist definitiv klar: Im Kampf gegen den Klimawandel können wir die Hilfe dieser Pflanzen gut gebrauchen.
In diesem Sinne, Euch noch eine schöne Restwoche und bis ganz bald,
Euer York